Sternradio Ilmenau 480

Vor einigen Monaten hatte ich ein altes Technik-Buch über E-Bay erworben. Als mir die Post das Buch gebracht hatte, staunte ich über den Versandkarton. Es handelte sich um die Original-Verpackung von einem Sternradio Typ Ilmenau 480. Der Karton war sehr klein, meine Neugier auf dieses Gerät war geweckt!

Die Internet-Recherche ergab interessantes: Das Ilmenau 480 ist ein sehr kleiner und sehr einfach aufgebauter DDR-Empfänger. Bei dem Gerät ist alles auf ein Minimum reduziert:

  • Bakelit-Gehäuse, selbst die Rückwand ist aus Bakelit
  • kein UKW, sondern nur Lang- Mittel- und Kurzwelle
  • keine Seilzüge für die Senderanzeige
  • Es ist nur ein Spartrafo verbaut.
  • keine Ferritantenne, sondern nur Anschlüsse für Erde und Antenne
  • keine Klangregelung oder sonstige Komfortfunktionen

RFT Sternradio Ilmenau 480

Durch diesen minimalistischen Aufbau war das Gerät als zweit, dritt oder Küchenradio gedacht. Das Design gefiel mir außerordentlich. Es sieht nicht wie ein klassisches Röhrenradio aus, sondern schon ein bisschen wie eins der ersten tragbaren Transistorradios. Besonders hat es mir in dunkelrot gefallen. Einige Wochen beobachtete ich den E-Bay-Markt für dieses Radio. In Berlin bin ich dann fündig geworden. Hier wurde ein Gerät angeboten, was äußerlich in einem sehr guten Zustand war. Sogar der Lautstärke-Drehknopf war noch vorhanden, der bei dem Gerät oft fehlt und meist durch unpassende Knöpfe ersetzt wird. Der Preis war für den Zustand des Gerätes fair und ich schlug zu.
Bei mir angekommen bestätigte sich der gute Zustand, der auf den Bildern zu sehen war. Ein Blick ins innere zeigte, dass das Gerät scheinbar noch nie repariert wurde. Jedoch gab es einige mechanische Defekte:

  • Zwei Röhren steckten nicht mehr in Ihren Sockeln.
  • Eine Röhre hatte Luft gezogen, da die Pins stark verbogen waren.
  • Wahrscheinlich haben die herumfliegenden Röhren beim Versand eine Spule von der Leiterplatte abgebrochen.
  • Die mechanische Verbindung zwischen dem Drehkondensator und dem Sendereinstellrad war gebrochen.
  • Die Lautsprechermembran war defekt, hier ist wohl irgendwann eine Flüssigkeit ins Gerät eingedrungen, die die Membran und ein Stück Filz an einer Stelle zersetzt hat.

Nun ging es an die Reparatur. Die Röhren habe ich prüfen lassen, eine war elektrisch defekt, eine mechanisch. Also habe ich bei BTB zwei neue (alte) Röhren gekauft und auch gleich Ersatzkondensatoren für die üblichen verdächtigen Elkos mitgenommen. Der Austausch aller 5 Elkos war in wenigen Minuten erledigt. Etwas komplizierter waren die Reparaturen der mechanischen Schäden.

Die Spule ließ sich wieder gut mit Alleskleber ankleben, die feinen Anschlussdrähte der Spule waren wie zum Gkück nicht gerissen.
Die Lautsprechermembran habe ich mit einem Teefilter und einem dauerhaft-elastischen Kleber wieder geklebt. Den fehlenden Filz habe ich ersetzt.


Eine passende Glühlampe hatte ich leider nicht mehr in meiner Sammlung, also habe ich mir aus einer anderen Glühlampe und einer Büroklammer eine Sofitte gebaut.

Am Einstellrad für die Senderregelung war das Ende zerbrochen, welches in den Einstellkondensator greift. Dies habe ich zuerst komplett abgesägt. Auf der Suche nach einem passenden Stück Kunststoff fiel mir ein Bananenstecker in die Hände. Mit ein wenig feilen, sägen und kleben konnte ich das defekte Stück Kunststoff wieder erfolgreich rekonstruieren.

Der rote Zeiger, welcher die Sender anzeigt, war ebenfalls gebrochen. Der Zeiger dürfte wohl bei jedem Gerät defekt sein. Zum Glück gab es Bei Ebay Ersatz. Jemand der 5 dieser Geräte hat, hat sich die Mühe gemacht und verkauft die Zeiger bei Ebay. Sie wurden im 3D Druck-Verfahren gefertigt und passen einwandfrei. Hier ein Vergleich zwischen dem originalen und dem nachgefertigen Zeiger:

Ilmenau 480 Zeiger

Wer einen Zeiger benötigt, schaut bei Ebay oder sucht im RFT-Hifi-Forum nach dem Mitglied CSI.

Nach einer gründlichen Reinigung alle Teile wurde das Gerät grob zusammengebaut und getestet. Natürlich habe ich dazu am Anfang wieder eine Glühlampe in Reihe zum Gerät geschaltet. Mit ein paar Metern Kabel als Antenne und einem Anschluss an die Wasserleitung als Erde lief das Radio sofort wieder einwandfrei.


Noch ein Sicherheitshinweis zum diesem Gerät:
Das Ilmenau 480 hat nur einen Spartrafo, das bedeutet, dass es keine Potenzialtrennung gibt. Je nachdem, wie rum der Stecker in der Steckdose steckt, liegt die Phase (230V) am Chassis an! Hier besteht bei der Reparatur am offenen Gerät eine sehr große Gefahr einen Stromschlag zu bekommen. Das Gerät sollte nur betrieben werden, wenn das Gehäuse vollständig geschlossen und unbeschädigt ist. Die 4 Schrauben auf der Unterseite des Gerätes sollten die originalen Kunststoffschrauben sein, sonst ist der Berührungsschutz nicht gegeben. Rechts und links vom Antennenanschluss sind zwei Nieten von außen zu sehen. Diese sollten unbedingt nachträglich isoliert werden, sonst kann man beim Einstecken des Antennen- oder Erdsteckers eine böse Überraschung erleben. Eine andere mögliche Gefahr sehe ich im Lautstärkepoti. Dieser ist gleichzeitig der Schalter für die Netzspannung. Löst sich der Lautstärke-Drehknopf, der ja bei dem Gerät auch eine Schwachstelle ist, kann man die Metallachse des Potis / Schalters berühren. Auch diese könnte theoretisch unter Spannung stehen. Das Gerät ist also ein echt heißes Eisen!

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