Mit meinen Hobbies Radios, SWL und Elektronikbasteln ist auch das Hobby Amateurfunk nah verwandt. In den 90er Jahren hatte ich eine recht gute CB-Funk Ausstattung. Damals ist mir bei Sporadic-E Bedingungen auch das ein oder andere DX-QSO nach Italien oder nach England gelungen. Seitdem hat mich auch der Amateurfunk interessiert, aber ich hatte mich nie ernsthaft mit dem Lernen oder gar mit einer Prüfung beschäftigt. Ein positiver Nebeneffekt von Corona war die freie Zeit. So habe ich beschlossen im Frühjahr 2020 mit dem Lernen für die Klasse E zu beginnen. Am Anfang ging es recht schnell voran. Dann habe ich im Sommer 2020 eine Urlaubspause eingelegt. Das war ein Fehler, denn nach ein paar Wochen musste ich noch einmal ganz von vorn beginnen, ich hatte einfach zu viel vergessen. Dann habe ich das Lernen ohne Unterbrechung durchgezogen. Im November 2020 habe ich die Prüfung beim ersten Mal bestanden.
Wie habe ich gelernt?
Zunächst einmal habe ich allein gelernt, ohne Kurse oder Lerngruppen. Das liegt mir einfach am besten, so konnte ich mir die Zeit am besten einteilen. Ich habe die beiden Bücher:
- Amateurfunk-Lehrgang: Betriebstechnik und Vorschriften: Betriebstechnik und Vorschriften für das Amateurfunkzeugnis von Eckart K Moltrecht
- Amateurfunk-Lehrgang für das Amateurfunkzeugnis Klasse E. Mit allen Prüfungsfragen von Eckart K Moltrecht
durchgearbeitet, damit hatte ich erst einmal ein solides Grundwissen und einen guten Überblick über die Themen. Beim Lesen habe ich gleich einige Dinge auswendig gelernt. Zum Beispiel die Landeskenner, Bandpläne usw. Beim Technikteil habe ich direkt Papier, Bleistift und Taschenrechner zu Hilfe genommen und alles durchgerechnet. Nach dem ich die beiden Bücher so durchgearbeitet hatte, hätte ich die Prüfung aber nur mit viel Glück bestanden. Darauf wollte ich mich nicht verlassen. Darum habe ich die Prüfungsfragen mit dem Programm HamRadioTrainer trainiert, welches ich sehr empfehlen kann. Unterwegs habe ich auch mal mit dem Programm https://www.afup.a36.de/ geübt, das hat auch ein bisschen Abwechslung gebracht.
Im November fand die Prüfung bei der Bundesnetzagentur in Nürnberg statt. Die meisten Teilnehmer haben ein Upgrade zum Klasse A gemacht. Andere hatten sich, so wie ich, zur Klasse E angemeldet. Ich habe mir beim Beantworten der Fragen viel Zeit genommen und alles doppelt und dreifach geprüft. Das Ergebnis war wohl sehr gut und die Prüfung war bestanden. Kurze Zeit später war dann auch die Lizenz im Briefkasten. Ich hatte sogar mein Wunschrufzeichen bekommen: DO8DX.
Hier muss ich die Bundesnetzagentur unbedingt loben. Der gesamte Ablauf, von der Anmeldung über die Prüfung bis zu Lizenz ging reibungslos, jeder Kontakt mit der BNetzA war freundlich und unkompliziert.
Was habe ich als erstes nach Erhalt der Lizenz gemacht?
Zuerst habe ich ein einfaches 2m/70cm Handfunkgerät bestellt, um QSOs in der näheren Umgebung führen zu können. Von dem Yaesu FT-4XE war ich allerdings enttäuscht, jeder OM und jede YL hat mir die Rückmeldung gegeben, dass ich viel zu leise bin. Auch nach der Erhöhung des Hubs im Menü und sogar eine Hardwareänderung haben kaum etwas gebracht. Nun liegt es in der Schublade ..
Parallel zur Anschaffung des ersten Amateurfunkgeräts habe ich mich beim DARC angemeldet und Kontakte zum lokalen OV B01 (Fürth) geknüpft. Im OV habe ich schon einige interessante Funkamateure kennen gelernt und viele lange Fachgespräche geführt. Erst dadurch lernt man die vielen Facetten des Hobbies richtig kennen. Ohne eine solche Gemeinschaft ist das Hobby fast sinnlos 🙂
Nach dem ich meine ersten QSOs geführt hatte, musste ich mir Gedanken über eine QSL-Karte machen. Meine Karte habe ich bei https://qsl.design/ bestellt, was hervorragend funktioniert hat.
Wie ging es mit der Technik weiter?
Da das Yaesu FT-4XE ziemlich schnell in der Schublade verschwunden war, habe ich mir das CRT Micron für 2m und 70 cm gekauft. Dieses Gerät benutze ich gern, es hat alles was ich brauche, ist schön klein, hat eine gute Modulation und einen guten Klang.
Für die Kurzwelle habe ich ein gebrauchtes Yaesu FT-450 gekauft. Das Gerät hat zwar kein Wasserfall-Display, aber es ist ein günstiges und solides Einsteigergerät.
Als Netzteil wollte ich unbedingt ein Netzteil mit Trafo haben. Zufällig ist mir ein altes 22 A Ladegerät über den Weg gelaufen (Sperrmüll). Den Trafo habe ich als Grundlage genommen um ein Netzteil zu bauen. Die Bauzeit hat sich über mehrere Monate gezogen und es gab einige Rückschläge – es hat sich aber definitiv gelohnt – ich habe viel dabei gelernt. Über das Netzteil mache ich vielleicht mal einen eigenen Artikel.
Antennen?
Habe ich auch! Spaß bei Seite: Für 2m/70cm habe ich eine Diamond X50 gekauft, damit bin ich sehr zufrieden. Über den ersten Winter stand sie provisorisch auf dem Balkon, hat aber trotzdem gut funktioniert. Im Frühjahr 2021 ist sie auf den vorhandenen Antennenmast von der SAT-Schüssel umgezogen.
Für die Kurzwelle habe ich 15 Meter Drahtseil im Garten gespannt, welches über einen CG-3000 Tuner als Endfed abgestimmt wird. Diese Antenne würde ich als Behelfsantenne bezeichnen. Hier kommt sicher irgendwann mal etwas Besseres. Per FT8 bin ich damit auf 15 Meter schon bis Kanada oder nach Asien gekommen. Auf 80 Meter komme ich damit locker quer durch Bayern.
Betriebsarten
Auf 2m und 70cm mache ich FM, das ist ideal, um mit OMs und YLs aus der Umgebung in Kontakt zu treten und längere Fachgespräche in guter Qualität zu führen. Ich bekomme demnächst ein gebrauchtes 2m – SSB Gerät darauf freue ich mich schon sehr.
Auf Kurzwelle mache ich fast nur FT8. Auf 80 Meter komme ich per SSB zwar ganz gut raus, der Empfang ist bei mir aber extrem gestört (QRM S9 +10).
Soweit meine Erfahrungen vom Lernen für die Klasse E bis zum den ersten Gehversuchen im Amateurfunk.
Ich kann das Hobby Amateurfunk jedem empfehlen, der sich für Technik insbesondere Elektronik, Funk und Gemeinschaft von Gleichgesinnten interessiert. Ich habe aber auch schon OMs kennen gelernt, die sich in keinster Weise für die Technik interessieren, sondern einfach mit der ganzen Welt quatschen wollen, das geht natürlich auch 😊
Hallo Jan,
als (abgesehen von wenig CB-Funk in den 80’ern) reiner SWL sammele ich seit den 1970’er Jahren Erfahrung mit Kurzwelle. QRM ist ein fürchterlich mühsames Problem. Meine Erfahrung war, dass die meisten Störungen aus dem eigenen Haushalt stammen. Oder durch TV-Kabel, Netzleitung und Telefon/DSL-Leitung ins Haus gekoppelt werden und sich von dort aus ausbreiten. Die DSL-Leitung habe ich durch eine abgeschirmte ersetzt. Alle Dimmer, Fernseher, Router, Ladenetzteile, Drucker, Computer, Heizungssteuerung, Satelliten-Empfänger usw. bekamen Netzfilter und Schalter als Zwischenstecker und werden soweit möglich abgeschaltet. Für meinen Laptop habe ich ein lineares Netzteil gebaut, die Audio-Leitung zwischen Empfänger und Rechner ist mit Drosseln und NF-Trafo versehen. Die Stromversorgung des Zimmers mit dem Empfänger ist ebenfalls außerhalb des Zimmers schon mit Drosseln gefiltert. Die (RX) Antenne ist eine viele Meter vom Haus entfernt (der Abstand bringt’s) in 4 Meter Höhe montierte selbstgebaute Mini-Whip Aktivantenne; das Koax-Kabel ist an mehreren Stellen jeweils 7mal um einen Ringkern gewickelt. Ein Nachbar wurden gebeten, die Power-Line-Connector-Störenfriede gegen WLAN auszutauschen. Seitdem ist schon mal einigermaßen Ruhe auf den Bändern. Ich wünsche dir ebenso Erfolg bei deinen Maßnahmen gegen QRM!